"Wenn ein Kind stirbt, weiß man, dass Raum und Zeit Zustand sind, und man vermag nur zu knien, sein Kind im Sterben zu erreichen"

Elke Lasker-Schüler

Sternenkinder

Begräbnisanlage für fehl- und still geborene Babys und gestorbene Kleinkinder auf dem St.-Matthäus-Kirchhof.

Der Tod eines Kindes in der Schwangerschaft, sei es in einer frühen oder späten Phase oder vor, während oder kurz nach der Geburt, stürzt Familien — Mütter, Väter, Geschwister und Großeltern — in tiefe Trauer. Sie haben nicht nur ihr Baby verloren, sondern auch Hoffnungen, Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen, die sie mit diesem Kind verbunden haben.

"Sternenkinder", deren Leben erlosch, bevor es gelebt werden durfte und für sie gilt das, was für jeden anderen Menschen gilt nicht: die Selbstverständlichkeit einer würdevollen Beisetzung.

Erst auf Nachfrage erfahren viele Eltern vom Arzt oder der Hebamme, dass überhaupt die Möglichkeit besteht, ihr Kind zu beerdigen. Bis 2005 gab es keine Bestattungspflicht für Kinder unter 1000 g (in Berlin — anderen Orts unter 500 g.). Heute gilt: eine tot geborene oder während der Geburt verstorbene Leibesfrucht unter 1000 g kann bestattet werden.

 

 

Eltern diese Rechte zu ermöglichen und ihren still geborenen Kindern ihre Würde zu lassen- also die Möglichkeit zu schaffen, einen Ort, auch in der Mitte Berlins zu haben, auf dem individuelle Bestattungen möglich sind, dies hat sich EFEU e.V. nach seiner Gründung Anfang 2007 als eine erste Aufgabe vorgenommen — und wir stießen damit auf offene Ohren!

 

Der Verwalter des Alten St.-Matthäus-Kirchhofs, Herr Mertens, hat — nach Rücksprache mit der Gemeinde — dem Antrag auf einen extra ausgewiesenen Ort auf dem Friedhof entsprochen und ein Gräberfeld zur Verfügung gestellt.

Rechte der Eltern, wenn ein Baby stirbt:

  • Die Gelegenheit zu haben, sein Baby zu sehen und zu berühren. Jederzeit, vor und nach dem Tod.
  • Dass Fotos von dem Baby gemacht werden, die den Eltern gegeben werden oder für sie auf die Seite getan werden, bis sie diese zu sehen wünschen.
  • So viele Erinnerungen wie möglich zu erhalten, Ultraschallbilder, Aufnahmen der Herztöne, Photos, Geburtsarmband, Haarlocke, Hand- und Fußabdrücke, etc.
  • Ihrem Kind einen Namen geben zu dürfen.
  • Religiöse und kulturelle Bräuche einzuhalten.
  • Von ausgebildetem Personal umgeben zu werden, das Gefühle, Gedanken und Glauben respektiert.
  • So oft wie möglich zusammen zu sein während dem Krankenhausaufenthalt.
  • Zeit alleine mit dem Baby zu haben, damit persönliche Bedürfnisse gestillt werden können.
  • Eine Obduktion zu verlangen oder zurückzuweisen.
  • Eine Aufklärung in verständlichen Ausdrücken zu bekommen über den Zustand ihres Babys, seine Todesursache. Dazu gehören auch der Obduktionsbericht und andere es betreffende Unterlagen.
  • Ein Ritual, eine Beerdigung oder eine Einäscherung planen zu dürfen, je nach Rechtslage. Nach ihrem eigenen Glauben oder Kultur.
  • Informationen über mögliche Hilfe für den Trauerprozess zu bekommen

Wir fanden bei der "Stiftung menschenwürdiges Sterben", in ihrer Vorsitzenden, Frau v. Hänisch eine erste Unterstützerin und Sponsorin für die künstlerische Gestaltung und zur gleichen Zeit in Thekla Furch (Stahnsdorf) eine Künstlerin, die mit ihren Entwürfen und Modellen, unser aller Herz berührte und überzeugte:


Modell des Denkmals

"Es handelt sich in der Gesamtheit um einen stilisierten Engel mit ausgebreiteten Flügeln, der mit seiner Nähe zum Erdreich die Körper der Verstorbenen bewahrt, schützt und in eine andere Ebene des Seins und der Unendlichkeit geleitet. "

Aus der Entwurfsbeschreibung von Frau Furch:

"Geformt werden sieben Einzelelemente, die im entsprechenden Abstand, je nach Wunsch, frei und direkt auf dem Rasenstück stehen können. Jedes einzelne Element wird entsprechend seiner Position modelliert. Es werden in jedem Element Räume und figürlich gestaltete Symbole eingefügt. Die Vorderseite und die Rückseite eines jeden der sieben Elemente wird figürlich gestaltet. Vorgesehen sind die folgenden Symbole: Schiff, Blume, Wolke, Gräser, Treppe, Efeu, Fisch, Herz u.a. Auf diese Weise wird jedes Element zu einem individuellen Gedenkstein mit Andachtselementen und Räumen für Wünsche, Gedanken, Kerzen, Blumen und persönliche Einlagen. "

 


Alter St.- Matthäus-Kirchhof
Freies Gelände, Abt.: "I"
Installation mit Fotos des Denkmals

Als EFEU e.V. dies Projekt im Bezirk vorstellte, entstand auch dort spontan eine große Welle der Sympathie und über das Quartiersmanagement Schöneberg-Nord wurde uns die Möglichkeit eröffnet, einen Antrag über die fehlenden Mittel zu stellen, was mittlerweile geschehen — und positiv beschieden ist. Auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat ein positives Signal gesendet, so dass wir hoffnungsvoll sind, dass die Umsetzung und Fertigstellung des gesamten Projektes noch im Jahr 2007 (und Beginn 2008) stattfinden kann und wird.

Geplante Aufteilung der Grabanlage


An dieser Stelle sei dem Bezirk von Herzen für die Offenheit, sich dieses Themas anzunehmen, und die Welle der Bereitschaft der Unterstützung sowie für die großzügige Bereitstellung von Mitteln in Höhe von 11.500 Euro gedankt.
(Unterstützer-Logos s. u.)
Diese Mittel ermöglichen nicht nur die Errichtung und Fertigstellung der Skulpturengruppe, sondern auch die gärtnerische Gestaltung des Gräberfeldes durch den Gärtnermeister Olaf Terzinski, der, ebenfalls mit großer Kreativität und Begeisterung, sofort unsere Zustimmung und Zuneigung erhielt.

Weiterhin bitten wir um Unterstützung durch Spenden z.B. für die Bepflanzung und Pflege der Anlage. Informationen zum Spendenkonto finden sie auf der Seite > Verein

 


Gestaltung des Zaunes: Hofschmiede Dahlem - Torsten Theel

 

Gestaltung der Grabanlage:

"Umsäumung mit einem 0,50 m niedrigen Metallzaun, der am Objekt beginnt und endet. Er besteht aus ca 12 schemenhaften kleinen Kindern, die Hand in Hand sich in eine Richtung bewegen; dieses ist als ständiger Kreislauf des Lebens zu verstehen. Durch einen klaren sowie leichten Aufbau des Zaunes, stellt dieser eine optische Begrenzung dar, die mit den vorgesehenen Tonobjekten eine Farbharmonie eingeht ...
In einer Zaunpforte, die aus dem selben Material besteht und 1 m hoch ist, ist das schemenhafte kleine Kind wieder zu entdecken. Diese Form ist ausgestanzt und die Sonne kann dort einfallen."

> www.hofschmiede-dahlem.de


Die Bepflanzung wird sich an der Bedeutung der Pflanzen orientieren.
Zum Beispiel: Blausternchen (Scilla) - Symbol des Sterns und Pfingstrosen (Paeonie) - als Schutzheilige für Kinder

"Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können! "

Antoine de Saint-Exupéry
Der kleine Prinz

Neue Postkarte Für das Projekt

Bilder: kenb.org, © EFEU e.V.