einladung

am besten ihr verhaltet euch
ganz ganz normal
sagt bloß nicht negerin
das wäre katastrophal
natürlich kennt sie kartoffeln
nein du brauchst sie nicht zu braten du
kannst sie ruhig kochen
ihre haut ist schwarz
die haare sind kraus
: willkommen zu haus

aus: nachtgesang /gedichte
Orlanda Frauenverlag
Herausgegeben nach ihrem Tod /1997
ISBN 3-929823-39-X

 

 

May-Ayim-Ufer in Kreuzberg

Mai 2009
Die international bekannte afrodeutsche Dichterin, Pädagogin und Kreuzbergerin May Ayim -mit Diagnose MS (1960--1996), die sich gegen Rassismus einsetzte und in der Frauenbewegung aktiv war, machte immer wieder auf die koloniale Vergangenheit Deutschlands aufmerksam. "Das Gröbenufer nach ihr zu benennen, wird das Thema Kolonialismus an dieser Stelle nicht aus dem Stadtbild verschwinden lassen, sondern bedeutet eine Perspektivumkehr des Gedenkens", so Massing.

May Ayim (eigentlich May Opitz) wurde als Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen am 3. Mai 1960 in Hamburg geboren. Sie ist im Heim und in einer Pflegefamilie in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Sie studierte in Regensburg Pädagogik. Ihre Diplomarbeit über die Geschichte Afrodeutscher von 1986 veröffentlichte sie im Buch "Farbe bekennen". Die Arbeit wurde von einem Berliner Professor mit der Begründung abgelehnt, in Deutschland gebe es keinen Rassismus: "Vielleicht in den USA, aber nicht hier"

Otto Friedrich von der Gröben (1656--1728), der 1895 mit dem Straßennamen für seine Verdienste geehrt wurde, gilt als Pionier des deutschen Kolonialismus. Er gründete als Leiter einer preußisch-brandenburgischen Expedition, die vor allem das Geschäft mit Sklaven zum Ziel hatte, die Festung Großfriedrichsburg im heutigen Ghana. Bis zu 30.000 Menschen wurden in der Folge von dort unter grausamsten Bedingungen in die Sklaverei verschifft, etwa jeder Zehnte überlebte schon den Transport an den Bestimmungsort nicht.

Grab von May Ayim auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof/ Abt. Q