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Eberleins Erbe in den wilden 60ernKurzreferat der Eröffnungsveranstaltung von Prof. Rolf Grimm zur Ausstellung nahezu aller im Museum Hann. Münden vorhandenen Skulpturen und Gemälde des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Eberlein (1847 Spiekershausen bei Münden - 1926 Berlin) vom 12.7. - 14.9.1997 im Welfenschloß zu Münden. |
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ScherbenZustand der Gipsoriginale 1982 im Magazin des Museums Hann. Münden. (Bild: Grimm)
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Große Teile des Werkes zerstörtIn der Eröffnungsveranstaltung berichtete Prof. Rolf Grimm, Vorsitzender der Gustav-Eberlein-Forschung e.V., anhand von Diapositiven über die Bergung und Restaurierung der 1982 von dem Verein auf dem Dachboden über dem Museum im Schloß als Fußbodenpacklage aufgefundenen Gipstrümmer von Originalmodellen sowie von beschädigten Gemälden des Bildhauers, Malers und Poeten Gustav Eberlein. Im INTERNET kann in einer reich bebilderten Veröffentlichung über die Bergung und Restaurierung nachgelesen werden. Der in Spiekershausen (Staufenberg/Nds.) geborene Maler und Bildhauer Prof. Gustav Eberlein, zur "Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts" gehörend, hatte seit 1894 im Schloß seiner Heimatstadt Hann. Münden eines der größten Künstlermuseen im damaligen Preußen auf eigene Kosten eingerichtet und die Skulpturen und Gemälde der Stadt Hann. Münden unter der Bedingung geschenkt, daß sie erhalten bleiben müßten und daß Abgüsse nur unter staatlicher Aufsicht erfolgen dürften, wie ein Brief Eberleins an die Stadt vom 11.8.1894 belegt. Es handelte sich um kostbare Originalgipse, die vom Tonmodell abgenommen waren und die dann als Vorlage oder Form für die Herstellung von Marmor- und Bronzestücken dienten. Die meisten dieser Gipsmodelle waren unersetzliche Unikate. Im Museum Münden wurden viele dieser Werke schwer beschädigt oder kamen abhanden.
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Dornauszieher
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Nationalgalerie Berlin
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Die jetzt ausgestellten Werke stellen höchstens ein Drittel der ehemals im Museum vorhandenen Skulpturen und Gemälde dar. Vernichtet sind überwiegend die größeren, teilweise überlebensgroßen Skulpturen, wie Fotoaufnahmen des Museums im Jahr 1898 und 1931/37 sowie die Museumskataloge von 1905 und 1931 bestätigen. Prof. Grimm ging auf die Umstände der in dieser Form beispiellosen "Mündener
Kunstvernichtungsaktion" ein. Über die rd. 190 im Museum Münden
zur Zeit vorhandenen Skulpturen und Skulpturenreste sowie 11 Gemälde
hinaus ist ein Großteil der Skulpturen und Gemälde verschollen bzw.
auf Müllhalden in Meensen bei Göttingen und Hann. Münden gelandet. |
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Geborgene Trümmer in Spiekershausen, nicht restaurierbar. (Bild: Grimm)
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Ursache der Schäden
Die größten Verluste mußte das Museum hinnehmen, als im Frühjahr
1960 bei der Erneuerung des Fußbodens im Dachraum des Schlosses durch
das städtische Bauamt eine Vielzahl von überwiegend sehr qualitätvollen
Skulpturen, die im Wege standen, entfernt und andere zu einer Fußbodenpacklage
zerkleinert wurden. Über diesen Vorgang liegt ein Aktenvermerk des
Nieders. Landeskonservators vom 20.12.1960 vor, der die diesbezüglichen
Aussagen des damaligem Museumsleiters, der seine Unschuld beteuert, enthält.
Es heißt dort wörtlich:
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Das "Scherbengericht" im Dachraum (Bild: Grimm) |
Auch noch nach 1960 sind mit großer Wahrscheinlichkeit Skulpturen vom
Dachboden "entfernt" worden. Unter anderem fand Prof. Grimm
zwischen den Gipsbrocken, neben denen auch Reste von zerschlagenen Mündener
Fayencen lagen, eine Bildzeitung vom 24.5.1967.
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In einem Artikel des Göttinger Tageblattes vom 8.1.1964 heißt es: Bei einem Besuch in den Räumen der alten Cellulose-Fabrik in Schulzenrode fiel der Blick auf einen Stapel von Werken der Bildhauerei. Es war ein Großteil der Werke von Eberlein. Wirr lagen und standen die mehr oder weniger beschädigten Werke herum, der weiteren Zerstörung ausgesetzt. Sind sie wirklich so uninteressant und wertlos? In einem Artikel des verstorbenen Mündener Ortsheimatpflegers Dr. Brethauer in der Mündener Allgemeinen vom 29.6.1969 sind Reste von in der Zellulosefabrik gelagerten, beschädigten Gipsgruppen abgebildet, darunter Teile der Gruppe "Friedrich der Große stirbt in den Armen des Grafen von Hertzberg" und Teile vom (1.) Wettbewerbsentwurf zum Richard-Wagner-Denkmal im Berliner Tiergarten. Zwischen 1972 und 1975 "rettete", wie Prof. Dr. Peter Bloch es gegenüber Prof. Grimm nannte, die Skulpturengalerie Berlin drei qualitativ hochstehende Original-Gipsskulpturen und zahlreiches Zeichen- und Textmaterial, mit ziemlicher Sicherheit auch Gemälde. Während im Museum Hann. Münden noch kein einziges Werk von Gustav Eberlein inventarisiert ist, wurde dieses in Berlin mit dem aus Münden verbrachten "1. Entwurf zum Goethedenkmal in Rom" getan (Inv.Nr. SKG 22/72). Die ebenfalls aus Münden stammende Gipsgruppe "Venus fesselt Amor" war bis zur Schließung der Abteilung in der Skulpturengalerie in Berlin-Dahlem ausgestellt. Heute befindet sie sich im Magazin der Alten Nationalgalerie. Ein Teil des Materials, das 1975 von dem Kunsthistoriker Dr. Dreyer mit der Spedition Dörnte nach Berlin verbracht wurde, unter anderem das Gipsoriginal zur Gruppe "Venus züchtigt Amor", befindet sich heute leider in Privathand in Krefeld und Berlin. Es sollte von der Stadt Hann. Münden möglichst bald zurückgefordert werden. Dieses gilt ebenso für den Torso einer Portraitbüste Kaiser-Wilhelm-II, der 1979 aus dem Museum nach Krefeld transportiert wurde. Der Kopf dieser Büste wurde in Münden im Schutt gefunden und restauriert. | Prof. Grimm trat mit seinen Ausführungen ganz
entschieden der in der "Mündener Allgemeinen" am 28. Juni
1997 getroffenen Aussage des Leiters des Archivs und des Museums
entgegen, der ausgeführt hatte: Bei Kriegsende 1945 und kurz danach erlitt das Museum erhebliche Verluste, die es in die Reihe der am meisten betroffenen niedersächsischen Museen brachten. Zumindest Kunstwerke Eberleins sind nach der Darlegung von Prof. Grimm nicht im Kriege beschädigt worden oder abhanden gekommen, für die zahlreichen anderen Kunstschätze und archäologischen Funde, die heute vermißt werden, hält er es für sehr unwahrscheinlich. Schon in einem ganzseitigen, bebilderten Artikel in der Mündener Allgemeinen vom 2.3.1972 mit der Überschrift Unwiederbringlich verloren - Die Werke Gustav Eberleins war über die "Verluste" im Museum Münden spekuliert worden: Sicherlich ist es nicht abwegig, daß den Siegern von 1945 die Büsten deutscher Heerführer und Kaiser ein Dorn im Auge waren und sie den deutschen Militarismus auch im Bild ausrotten wollten, wobei sie das Zerstörungswerk dann auf "harmlose" Figuren ausdehnten. Merkwürdig erscheint allerdings die Tatsache, daß diese Soldaten das eigentliche Museum verschonten und sich nur an die im Dunkel auf dem Dachboden stehenden Werke hielten. Der Artikel schließt mit den Worten: Eine Wiederherstellung soll wegen der starken Beschädigungen unmöglich sein, da die Gesichtszüge irreparabel verdorben sind. Vielleicht unternimmt man doch noch einen letzten Versuch? |
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RestaurierungDieser Versuch wurde unternommen. 1982 wurden in einer Art
"Geheimaktion" von Mitgliedern der Gustav-Eberlein-Forschung
die ersten Bodendielen auf dem Dachboden des Museums im Schloß
aufgenommen. Dieses wertete das Staatshochbauamt Göttingen als
Sachbeschädigung. 1983 nahm sich dann die Stadt Hann. Münden
organisatorisch der Sache an, nachdem der Gustav-Eberlein-Forschung ein
Zuschuß in Höhe von DM 2000,- vom Nieders. Ministerium für
Wissenschaft und Kultur für die Bergung der Scherben in Aussicht
gestellt war. Prof. Dr. Arndt und Prof. Dr. Herzog unterstützten die
Arbeiten mit der kostenfreien Erstellung von Gutachten.
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Die meisten der Skulpturen sind im Werkverzeichnis abgebildet (Grimm,
1983, Neuauflage 1997). Die Veröffentlichung mit über 600 Abbildungen,
rd. 1000 Werknummern sowie einem umfangreichen Literaturverzeichnis ist
z. Zt. nur über den Verfasser erhältlich.
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Napoleon und Luise / G. Eberlein
Zeitungsausschnitt Ausstellung |
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Im Anschluß an das Kurzreferat von Prof. Grimm sowie an ein Grußwort
der Nieders. Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Frau Helga
Schuchardt, sprach Frau Dr. Susanne Kähler, Lübeck, (Dissertation:
Deutsche Bildhauer in Paris ... , ISBN 3-631-30649-0) über "Gustav
Eberlein und die Bildhauerkunst zwischen Deutschland und
Frankreich". |
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